Sabine Hendrikx startet in ihre zweite Amtszeit als Gleichstellungsbeauftragte der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn. Sie übernimmt damit das Amt von Pauline Andrade Schnettler. Im Interview berichtet Sabine Hendrikx, warum Gleichstellungsarbeit – auch im Hochschulkontext – aktiv gestaltet werden muss und welche Akzente sie in ihrer neuen Amtszeit setzen möchte.
Warum haben Sie sich für das Amt der Gleichstellungsbeauftragten erneut beworben?
Ich sehe es als konkrete Aufgabe der Hochschule, sich für Chancengerechtigkeit und Gleichheit einzusetzen. Ob Studieren mit Kind, die Geschlechterverteilung in Gremien oder auch Antidiskriminierungsarbeit – wir haben noch viel zu tun im Bereich Diversität und Gleichstellung – übrigens aller Geschlechter und nicht nur von Männern und Frauen. Zum Beispiel haben wir trotz einer größeren Anzahl weiblicher Studierender in einigen Fachbereichen bzw. Fachgebieten ein verhältnismäßig großes männliches Professorium. Hier müssen wir gegensteuern, um eine möglichst paritätische Besetzung zu ermöglichen.
Welche Akzente möchten Sie setzen? Was ist Ihnen persönlich ein Anliegen?
Wir haben gerade erst eine Antidiskriminierungsrichtlinie für die Hochschule verabschiedet, die den Umgang mit Diskriminierungserfahrung und sexualisierter Belästigung oder Gewalt regelt. Die gilt es nun voranzubringen, die Awareness für diese Themen zu steigern und die neu etablierten Beschwerdestrukturen zu stärken. Wir haben bereits eine Reihe von Vertrauenspersonen geschult, sehen aber noch Bedarf in der internen Vernetzung und gegenseitigen Unterstützung dieser Vertrauenspersonen.
Außerdem sehe ich es als einen zentralen Teil unserer Arbeit an, Daten zu erheben und unsere Arbeit mit Zahlen zu stützen: Wie ist der genaue Geschlechteranteil im Professorium, in den Gremien und auf Führungsebene, aber auch bei den Studierenden? So können wir genaue Ziele für unsere Arbeit definieren und die Auswertung dann einmal im Jahr in einem Gleichstellungsbericht der Hochschulöffentlichkeit zugänglich machen.
Warum ist Gleichstellungsarbeit an Hochschulen so wichtig – gerade heute?
Überall auf der Welt sehen wir einen Backlash in Sachen Gleichstellung und Diversität. Deshalb ist es umso wichtiger, sich zu positionieren und ganz klar zu sagen: Vielfalt ist eine Stärke. Als Hochschulen tragen wir meines Erachtens eine besondere Verantwortung. Als Ort des Denkens, Forschens und der Persönlichkeitsentwicklung prägen wir nicht nur unsere Absolvent:innen, sondern auch deren Umfeld und im Endeffekt die Gesellschaft. Ohne Vielfalt gehen Innovationskraft, Perspektiven und gesamtgesellschaftliche Gerechtigkeit verloren. Das spielt nicht nur in den Alltag unserer Studierenden und des Kollegiums, sondern auch in ganze Forschungsfelder: Diskriminierende Strukturen und die Repression von Vielfalt schaffen blinde Flecken.
Was sollten Studierende oder Mitarbeitende wissen, die sich mit einem Anliegen an Sie wenden möchten?
Unter der Adresse gleichstellung@alanus.edu bin ist zu den üblichen Zeiten immer zu erreichen. Wenn jemand mit mir sprechen will, muss das anfangs auch gar nicht so konkret sein. Ich nehme Sorgen oder auch Beobachtungen sehr ernst. Einfach bei mir oder einer der Vertrauenspersonen melden. Ganz wichtig: Jedes Gespräch ist vertraulich. Welches Anliegen auch immer an mich herangetragen wird, bleibt unter uns. Es sei denn, es handelt sich um eine Straftat. Hier sind wir derzeit noch dabei, juristisch abzuklären, worin genau unsere Sorgfaltspflicht als Hochschule den Mitarbeitenden und Studierenden gegenüber besteht.
Was wünschen Sie sich von Studierenden und Mitarbeitenden, um Gleichstellung aktiv zu leben?
Das wichtigste ist, Vielfalt gegenüber offen eingestellt zu sein und mit Neugier zu begegnen. Und Mut zu haben für die Reflektion des eigenen Handelns. Wir alle sind nicht vorurteilsfrei, aber wir haben Möglichkeiten, dazuzulernen und uns weiterzuentwickeln. Wir müssen unsere Privilegien reflektieren und uns unserer eigenen Position bewusst sein. Gerade wenn es um Diskriminierung oder sexuelle Belästigung geht, kann ich nur appellieren, hinzusehen, statt wegzuschauen. Indem wir Dinge nicht ansprechen, schützen wir im Endeffekt nur die Täter. Und zuletzt kann sich jede und jeder engagieren: in Diskussionen oder in Seminaren. Wir alle können Gleichstellung aktiv mitgestalten.
Foto: Alanus Hochschule
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