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Multivalentpotent? Perspektiven des Weiterbauens

Bachelorarbeit von Alexander Jerosch-Herold, Jakob Krauss und Micha Kretschmann ausgezeichnet mit dem 1. Preis im Campus Masters Wettbewerb

Das Stadthaus Bonn: Es sollte die neue Stadtkrone Bonns werden (für einen Vergleich mit Bruno Tauts utopischen Entwürfen aus dem Jahr 1919 war man sich nicht zu schade) und mit seinen Türmen ein modernes Wahrzeichen in die Silhouette der Stadt malen. Vor allem aber sollte es mit seinem Verwaltungsapparat ein »Haus für den Bürger« sein. Das Stadthaus wurde jedoch zu einem Haus, über das sich die BürgerInnen aufregen konnten. Zu groß, gar brachial und trist wirkt es auf viele Menschen in Bonn, ganz zu schweigen von den für den Neubau abgerissenen gründerzeitlichen Bauten, die für viele ein Stück Lebens- und Stadtgeschichte bedeutet haben. Heute steht Bonn vor der Frage, wie und ob es überhaupt mit dem Stadthaus weitergeht.

Der prämierte Entwurf von Heinle, Wischer und Partner tat vieles dafür, dem damaligen Bild einer modernen Innenstadt entgegenzukommen. Die ausgebaute Oxfordstraße ebnete den Automobilisten die Piste, welche sie brauchten um die Ost-West-Achse im Stadtgrundriss festzufahren. Die funktional entmischte, autogerechte Stadt aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit ihren modernen, teils transparenten Architekturen, galt in der noch jungen Demokratie als erstrebenswert. Schauen wir im Jahr 2019 auf das Stadthaus und seinen angrenzenden Stadtraum suchen wir vergeblich nach einem zeitgemäßen, menschlichen Maßstab.

In zahlreichen Stadtentwicklungskonzepten der letzten Jahre stolpern wir immer häufiger über den Begriff »Reurbanisierung«. Dahinter verbirgt sich der Versuch der Reintegration verloren gegangener Koexistenzen unser heute funktional entmischten Innenstädte. Die Stadt steht vor einer ihrer aktuell wichtigsten Prüfungen, indem die Frage nach dem Eigentlichen der Stadt wieder aufkommt. Was sind gesellschaftliche Werte und architektonische Eigenschaften, die zukünftig das Städtische vom Ländlichen differenzieren? Eines der zentralen Merkmale heutiger Innenstädte die räumliche Verdünnung der sozialen Aktivitäten. Walter Siebel beschreibt dieses Phänomen wie folgt: »In hochurbanisierten Gesellschaften (...) ist die Differenz der Lebensweise zwischen Stadt und Land auf ein Mehr oder Weniger vom Gleichen geschrumpft. Sie bezeichnet nicht mehr etwas qualitativ anderes. Die Stadt ist nicht mehr der Ort einer besonderen Lebensweise.«

Unser Beitrag setzt sich für ein Fortbestehen und Weiterbauen des Stadthauses ein, indem wir Wege für eine erneute Synchronisierung von Stadt-Mentalität und Bauwerk aufzeigen. Wie wollen wir Menschen heute und in Zukunft in städtischen Räumen miteinander leben? Und wie kann das Bonner Stadthaus Bestandteil einer transformativen Reurbanisierung sein? Die Stadt und mit ihr das Stadthaus als Bühne, Werkstatt und Heimat menschlichen Zusammenlebens...

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
Fachbereich Architektur 
Betreuung Prof. Benedikt Stahl und Prof. Swen Geiss
 

Multivalentpotent? Perspektiven des Weiterbauens