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Kunstpädagogik studieren: Dozentin und Studentin geben Einblicke in den Masterstudiengang Lehramt Kunst

Marlene Nockmann arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Studiengangskoordinatorin am Institut für Schulpädagogik und Lehrerbildung. Im Interview erklärt sie, wie das Studium aufgebaut ist und welche Zugangsvoraussetzungen Bewerberinnen und Bewerber mitbringen sollten. Lisa Wisse studiert im dritten Semester Lehramt Doppelfach Kunst für Gymnasien und Gesamtschulen. Sie gibt Einblicke in ihr Studium und verrät, warum sie an der Alanus Hochschule studiert.

Marlene Nockmann: Sie arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Studiengangskoordinatorin am Institut für Schulpädagogik und Lehrerbildung. Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an dem Masterstudiengang Lehramt Kunst an der Alanus Hochschule?

Vieles! Die Studierenden müssen sich beispielsweise zu Beginn des Studiums noch nicht festlegen, ob sie Kunstlehrerin oder Kunstlehrer an Gymnasien, Gesamtschulen oder Waldorfschulen werden möchten. In der Bewerbungsphase ist das für viele ein großes Thema, denn sie interessieren sich gleichermaßen für Theorien und Konzepte der Regel- bzw. Reformpädagogik. Der Studiengang ermöglicht ihnen, aus beiden Bereichen wichtige Impulse mitzunehmen, Vergleiche zu ziehen und sich kritisch-reflektierend zu positionieren. Wir haben außerdem mit ca. 15 Studierenden pro Jahrgang relativ kleine Lerngruppen. Das schafft ideale Studienbedingungen in den Lehrveranstaltungen und bei der Prüfungsbetreuung. Die Studierenden wissen die entspannte Arbeitsatmosphäre zu schätzen und wir lernen uns im Laufe der zwei Jahre gut kennen.
Das Studium Generale ist eine weitere Besonderheit der Hochschule. Dort belegen unsere Studierenden Seminare aus dem Bereich Kunstwissenschaft. Sie können aber auch das breite Angebot aus Seminaren, Ringvorlesungen, Exkursionen oder Symposien in der Philosophie oder in den Sozialwissenschaften wahrnehmen, was auf äußerst positive Resonanz stößt. Zuletzt möchte ich den attraktiven Standort betonen: Die Studierenden befinden sich zum einen in unmittelbarer Nähe zu der Bonner, Kölner oder Düsseldorfer Kunstszene, können attraktive Museen schnell erreichen und studieren gleichzeitig an einer idyllisch gelegenen Kunsthochschule.
 

Lisa Wisse: Sie studieren im dritten Semester Lehramt Doppelfach Kunst für Gymnasien und Gesamtschulen. Was ist das Besondere an dem Studium?

Als besonders und außergewöhnlich empfinde ich die Offenheit an der Alanus Hochschule, mit der man seinen Mitmenschen als auch den Lerninhalten gegenüber tritt. Viele sind tolerant, hilfsbereit und reflektiert. Dies schafft eine sehr angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre. Die Inhalte, die gemeinsam in den Seminaren erarbeitet werden, empfinde ich als angenehm flexibel, was aber nicht beliebig bedeutet. Vielmehr bieten Diskussionen und Gespräche im Seminar Raum für neue Sicht- und Denkweisen, die von allen Teilnehmerinnen sowie Teilnehmern und deren persönlichen Eindrücken, Erlebnissen und Ansichten leben. Ich empfinde diese selbstverständliche, offene Umgangsweise als absolut bereichernd und bin der Überzeugung, dass dieses Miteinander unsere Gesellschaft insgesamt bereichern kann.


Marlene Nockmann: Wie ist das Studium aufgebaut? Wie ist das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis?

In den ersten beiden von insgesamt vier Semestern findet eine Vertiefung in der künstlerischen Praxis, Kunstwissenschaft, Kunstpädagogik und Bildungswissenschaft statt. Eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis ist dabei ein fester Bestandteil unserer Lehr- und Lernkonzepte. In der Kunstpädagogik werden zum Beispiel Lehrplaninhalte durch die praktische Erprobung erfahrbar gemacht. Zugänge zu kunstpädagogischen Methoden und Konzepten setzen grundsätzlich Erfahrungen in der künstlerischen Praxis voraus und bedingen deren Reflexion. Das Theorie-Praxis-Verhältnis gestaltet sich jedoch besonders spannend und vielseitig während des sogenannten „Praxissemesters“. Die Studierenden verbringen das dritte Fachsemester an einer Schule. Dort erhalten sie unter fachlicher Begleitung einen umfassenden und lebendigen Einblick in das Berufsfeld und können ihr Wissen anwenden, erproben, überprüfen und kritisch reflektieren.


Lisa Wisse: Warum haben Sie sich für das Studium an der Alanus Hochschule entschieden?

Seit dem Wintersemester 2012/2013 habe ich in Wuppertal Kunst Doppelfach auf Lehramt studiert und mir dort sehr viel geschichtliches Wissen als auch handwerkliches Know-how vor allem in der Malerei, im Bereich Zeichnung und Fotografie angeeignet. Die zugehörigen Pädagogik-Seminare haben mich dank eines Professors zu einem sehr reflektierten und unser Schulsystem hinterfragenden Denken angeregt. Dadurch begann ich mich für alternative Möglichkeiten des Lehrens zu interessieren, da ich mich mit dem aktuellen Kompetenz-gesteuerten, leistungsfixierten Lernbegriff nicht identifizieren konnte – und noch immer nicht kann. Die Entwicklung der Persönlichkeit und des reflektierten Denkens und Handelns kommt meines Erachtens in unserem Schulsystem zu kurz.
Die Möglichkeit an der Alanus Hochschule einen Abschluss für das Lehramt an Gymnasien, Gesamtschulen und Waldorfschulen zu absolvieren, war daher sehr attraktiv für mich. Das Angebot, Grundwissen im Handwerk zu erlernen und anschließend Handwerkslehrerin an einer Waldorfschule zu werden, hat meinen Entschluss letztendlich besiegelt, den zweijährigen Master an der Alanus Hochschule zu machen.


Marlene Nockmann: Welche Voraussetzungen benötigen die Studierenden?

Für den Einstieg in den Master sind mehrere Aspekte im Rahmen einer Prüfung zu beachten. Die wichtigste Voraussetzung ist ein erster abgeschlossener Studiengang – in der Regel ein Bachelorabschluss oder Diplom. Wir haben in den letzten Jahren sehr interessante Persönlichkeiten mit den unterschiedlichsten Biografien in den Studiengang aufgenommen, daher sind diese Zugangsprüfungen immer sehr individuell. Ich kann Interessierten nur empfehlen, mit uns persönlich in Kontakt zu treten und sich beraten zu lassen.


Lisa Wisse: Mit welchen Studieninhalten setzen Sie sich im Studium auseinander?

Außer den wählbaren Seminaren im Studium Generale, die einige bereichernde Facetten außerhalb des Lehramtsstudiums bieten, wird das meiste der Lerninhalte mit der praktischen Anwendung im späteren Lehrerberuf verknüpft. Neben wichtigen Themen wie Inklusion, Unterrichtsorganisation und -planung oder optional vertiefende Einblicke in die Lehre von Rudolf Steiner werden Inhalte kaum rein theoretisch bearbeitet. Im Fokus steht beinahe immer die Verknüpfung mit der anstehenden Unterrichtspraxis als auch mit der Lebenswirklichkeit von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern. Eine eigene Erprobung, Verortung und Festigung kann so erst fruchtbar werden und realistisch auf den Beruf vorbereiten.


Marlene Nockmann: Welche Schwerpunkte können die Studierenden auswählen?

Im Studiengang sind individuelle Schwerpunktsetzungen in der Kunstpraxis und in der Kunstwissenschaft möglich. Die Studierenden können in jedem Semester frei wählen, ob sie künstlerische Projekte in der Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie/ Neue Medien, Installation/Performance oder Bildhauerei realisieren möchten. Es gibt zudem die Möglichkeit, Grundlagen im handwerklichen Bereich zu erlernen und damit die Qualifikation zur Werklehrerin oder zum Werklehrer zu erwerben.
Das breite Angebot an kunstwissenschaftlichen Seminaren, welche im Rahmen des Studium Generale angeboten werden, reichen von Vorlesungen in der Kunstgeschichte und Kunsttheorie bis hin zu Vertiefungsseminaren zu speziellen Themen oder Künstlerinnen und Künstlern.


Lisa Wisse: Welche Kenntnisse und Erfahrungen nehmen Sie für Ihre spätere Tätigkeit als Lehrerin mit?

Natürlich lerne ich viel über eine erfolgreiche Unterrichtsplanung, mögliche Probleme in der Durchführung oder inhaltliche Vorgehensweisen – das Handwerkszeug des Lehrers eben.
Am wertvollsten empfinde ich jedoch das Reflektieren bekannter Muster, das Befragen bereits bestehender Systeme und das stetige „Neu-denken“. Bildung kann nicht in einem festgefahrenen Schema wachsen, sondern bedarf stetiger Bewegung, einem aufeinander zugehen und in Resonanz treten mit der Umwelt und den Mitmenschen. Dies ist allerdings nicht rein sachlich erlernbar, sondern eine innere Einstellung, die an der Alanus Hochschule gelebt wird.


Marlene Nockmann: Für welche Berufsfelder qualifiziert der Studiengang neben der Tätigkeit als Lehrkraft?

Die Studierenden müssen sich zu Beginn des Studiums hinsichtlich ihrer beruflichen Perspektiven noch nicht festgelegen. Manche Bewerberinnen und Bewerber sind sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher, ob sie Lehramt Kunst an Schulen ausüben möchten. Das Berufsfeld der außerschulischen Kunstpädagogik ist ebenso vielfältig und kann sowohl jüngere als auch ältere Zielgruppen mit einbeziehen. Das Studiengangskonzept ist so angelegt, dass die Studierenden innerhalb des regulären Lehramtsstudiums Perspektiven in den Bereichen der Kunstvermittlung oder aber auch in der Bildungsforschung vermittelt bekommen.


Lisa Wisse: Was ist Ihr Lieblingskurs/-seminar?

Definitiv das Handwerk! Abgesehen davon, dass ich mich leicht im praktischen Tun verlieren kann und eine bereits bestehende Vorliebe hierfür mitgebracht habe, wird in diesem Seminar so realitätsnah reflektiert, das eigene Handeln überprüft, auf jenes der Schülerinnen und Schüler übertragen und wieder neu hinterfragt, wie in kaum einem anderen. Es ist, als würde man sich in die Kinder und Jugendlichen einfühlen, ehe man im Beruf auf sie trifft. Im Fokus steht also nicht das eigene perfekte Werkstück, sondern der Wert des Tuns für die Schülerinnen und Schüler. Hierzu zählt unter anderem auch die Auseinandersetzung und Wertschätzung von Fehlern, das Erleben des Arbeitsraumes oder die Verbindung zum Werkstoff Holz. Zudem hat Schnitzen und Schreinern eine unvergleichbar beruhigende Wirkung. Es hilft, trotz des häufig stressigen Alltags, zu sich selbst zurück zu finden – auch als Erwachsener.  Meiner Meinung nach kann der Handwerksunterricht die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler derart fördern und bereichern. Dieser sollte weitaus mehr in den Schulen, auch in öffentlichen Institutionen, eingesetzt werden.

Kunstpädagogik studieren: Dozentin und Studentin geben Einblicke in den Masterstudiengang Lehramt Kunst