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Die Hochschule als Ort der Vielfalt stärken

Das ist das Ziel der kürzlich neugewählten Gleichstellungsbeauftragten.

Paulina Andrade Schnettler ist neue Gleichstellungsbeauftragte der Alanus Hochschule. Sie wurde Anfang Juli mit ihrer Stellvertreterin Professorin Suzanne Ziellenbach vom Senat der Hochschule bestätigt. Seit September 2020 arbeitet Andrade Schnettler an der Alanus Hochschule und ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für philosophische und ästhetische Bildung tätig. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt vor allem in den Bereichen Social Entrepreneurship, sowie Gender Studies und Cultural Studies. Neben der Planung und Durchführung von Seminaren betreut sie studentische Praxisprojekte – insbesondere im Bereich Gesellschaftsgestaltung.

In unserem Interview spricht sie darüber, was sie an ihrer Aufgabe als Gleichstellungsbeauftragte motiviert, warum ihr das Thema Gleichstellung wichtig ist und was ihre Ziele in der neuen Funktion sind.

 

Welche Themen möchten Sie als neue Gleichstellungsbeauftragte angehen, welche Ziele haben Sie?

Ich halte es für wichtig, einen konstruktiven und respektvollen Dialog über kritische Fragen zu eröffnen, etwa darüber, warum es für Frauen teilweise noch immer schwierig ist, in der akademischen Hierarchie aufzusteigen, wie die Realität von Familien- und Pflege-Arbeit bei unseren Mitarbeiter:innen erlebt wird oder wie wir Studierende unterstützen können, die Eltern sind oder diskriminiert werden. Wie reagieren wir als Hochschule darauf und wo können wir noch Hilfestellung leisten? Mir geht es vor allem darum, die Realität aller Statusgruppen in den für Gleichstellung und Gerechtigkeit relevanten Bereichen genau kennenzulernen, Daten zu sammeln und auszuwerten, die uns bei der Gestaltung einer nachhaltigen Gleichstellungs- und Gerechtigkeitspolitik helfen. Ich möchte an dieser Stelle auch betonen, dass ich es sehr zu schätzen weiß, dass Voraussetzungen an der Hochschule geschaffen wurden, damit sich sowohl die Gleichstellungsbeauftragte als auch die Stellvertreterin in der zugewiesenen Zeit ausschließlich diesen und auch neuen Aufgaben widmen können. Ein erster wichtiger Schritt in diesem Zusammenhang ist die Einrichtung einer Sprechstunde. Ab September können Studierende jeden Dienstag um 15.00 Uhr dorthin kommen, um sich zu den Themen Gleichstellung, Gerechtigkeit und Antidiskriminierung beraten zu lassen oder wenn sie Hilfe benötigen.

Ich bin auch davon überzeugt, dass wir aufhören sollten, die Welt in binären Begriffen zu sehen und zu analysieren. Meiner Meinung nach müssen wir verstehen, dass wir in einer vielfältigen Gesellschaft leben. Das sollte in unserem Hochschulleben noch sichtbarer gemacht werden. Wir haben im zurückliegenden Frühjahrssemester erstmalig an einem LGBTIQ+ Hochschulaudit teilgenommen und die Regenbogenfahne weht seit kurzem an unserem Campus. Das sind gute Anfänge!

 

Was hat Sie motiviert, sich als Gleichstellungsbeauftragte aufstellen zu lassen?

Als ich auf die Stellenausschreibung aufmerksam wurde, dachte ich, dass ich mit meinem Fachwissen sehr gut zu einer gerechten und diskriminierungsfreien Hochschulgemeinschaft beitragen kann. Denn ich habe im Bereich Gender und Gleichstellung schon geforscht und gearbeitet. Außerdem bin ich überzeugt, dass ich in den Bereichen Inklusion und Diversität durch eigene Erfahrungen einen wichtigen Beitrag leisten kann, da ich aus einem anderen kulturellen Umfeld komme: ich bin in Lateinamerika aufgewachsen und lebe seit fünf Jahren in Europa.

Auch persönlich liegt mir Gleichstellung am Herzen und ich bin sehr motiviert, an diesem wichtigen Thema tatkräftig mitzuwirken. Ich halte die Arbeit der Gleichstellungskommission und der Gleichstellungsbeauftragten für wesentlich an der Alanus Hochschule und im Alanus Werkhaus.

 

Wie sind Sie für sich auf das Thema Gleichstellung, Inklusion und Diversität gekommen?

Ich glaube, dass jede:r gewisse Lebenserfahrungen macht, die dazu führen, dass wir uns über unseren eigentlichen Beruf hinaus für ein bestimmtes Thema oder Handlungsfeld einsetzen. In meinem Fall waren es zum einen persönliche Ereignisse, die mich mit Genderungerechtigkeit konfrontierten. Zum anderen waren es aber auch wissenschaftliche Erfahrungen, die dieses Thema zu einem sehr relevanten Teil meiner akademischen Arbeit werden ließen. Meine Promotion, die ich aktuell an der Universität Köln durchführe, liegt im Bereich der Gender Studies.

Ich möchte, dass meine Arbeit – über den Aspekt des Geschlechts hinaus – der Gleichstellung und Gerechtigkeit und dem Verständnis ihrer Komplexität dient. Ich wünsche mir mehr Chancen für benachteiligte Frauen, Männer und Non-Binary-Personen, Menschen mit Behinderung, Migrant:innen, Menschen mit komplexen Lebensgeschichten und verschiedenen Identitäten und Orientierungen.

 

Welche Aufgaben haben Sie als Gleichstellungsbeauftragte?

Grundsätzlich: ich unterstützte die Alanus Hochschule und das Alanus Werkhaus bei der Ausführung des Landesgleichstellungsgesetzes inklusive aller Vorschriften, die Auswirkungen auf die Gleichstellung aller Geschlechter haben können. Zentral dazu gehört zum Beispiel die kritische Begleitung von Besetzungsverfahren bei Stellenausschreibungen, Berufungsverfahren und Auswahlverfahren. Das stellt sicher, dass Frauen und Männer gleichmäßig vertreten sind und auch Divers-Personen nicht diskriminiert werden.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Überprüfung von Dokumenten, damit sie inhaltlich und formal mit der Gleichstellungsordnung übereinstimmen und dass etwa die Verwendung von inklusiver und antidiskriminierender Sprache in ihnen beachtet wird. Dazu haben wir in der Gleichstellungskommission eine Handreichung entwickelt, in der eine große Vielfalt an Möglichkeiten zu gendern angeboten wird. Das sind nicht nur der Doppelpunkt, der jetzt in den offiziellen Dokumenten und in der schriftlichen Kommunikation nach außen gilt, sondern auch alternative Möglichkeiten, die Diversität der Geschlechter auszudrücken. In Diskriminierungsfällen bin ich die direkte Ansprechpartnerin, und ich stehe auch für allgemeine Beratung zu Fragen der Gleichstellung und Diskriminierung zur Verfügung.

Darüber hinaus empfehle ich zusammen mit der Gleichstellungskommission verschiedene Maßnahmen und Initiativen zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit an der Hochschule. Um bereichsspezifische und zielgenaue Maßnahmen ergreifen zu können, benötige ich statistische Daten, zum Beispiel über die Geschlechterverhältnisse, Anteile von Personen mit Behinderung oder mit Migrationshintergrund. Und natürlich ist es meine Aufgabe, mit allen Mitarbeitenden und Studierenden, mit den Dekan:innen der Fachbereiche und -gebieten, aber auch mit der Hochschulleitung, ins Gespräch zu gehen und mir Rückmeldung und Anregungen zu holen. Dieser Austausch ist ganz zentral für den Erfolg meiner Arbeit.

 

Zum Abschluss: Welche Rolle hat die Kommission für Gleichstellung, Inklusion und Diversität, kurz Gleichstellungskommission an der Hochschule?

Die Gleichstellungskommission ist eine Kommission des Senats, des höchsten akademischen Organs der Hochschule. Dies zeigt eindrücklich die große Bedeutung, die dem Thema an der Hochschule beigemessen wird. Die Hauptrolle der Kommission besteht in der Unterstützung der Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten und ihrer Stellvertreterin. Neben der Sicherstellung von Gleichstellung, gehören die Themen Inklusion und Diversität zum Aufgabenspektrum. Die Mitglieder der Kommission sind Ansprechpartner:innen für diese Themen für unsere ganze Hochschulgemeinschaft. Besonderheit der Gleichstellungskommission an der Alanus Hochschule ist die Repräsentation aller Statusgruppen; sie setzt sich zusammen aus Verter:innen der Profesor:innenschaft, dem akademischen Mittelbau, Studierenden und Mitarbeiter:innen aus der Verwaltung und Technik sowie dem Alanus Werkhaus. Dadurch ist es uns auch in der Vergangenheit gelungen, die unterschiedlichen Interessen zu hören und einzubeziehen. Das wird auch für meine Arbeit ein großer Pluspunkt sein.

 

Foto: Christoph Peterseil

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