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Was macht eigentlich: Eva Paul?

„Menschen mit den schöpferischen Mitteln der Kunst befähigen, Krisen und Erkrankungen selbstständig zu bewältigen, Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit nachhaltig zu erleben!“ Um dies umsetzen zu können, studierte Eva Paul Kunsttherapie und Pädagogik, später auch Psychologie. Nach zahlreichen Berufsstationen, unter anderem an Hochschulen und Kliniken, ist sie heute Professorin für Kunsttherapie und Dekanin im Fachbereich Künstlerische Therapien und Therapiewissenschaft an der Alanus Hochschule. Im Interview erzählt Eva Paul, wie sie an die Alfterer Hochschule gekommen ist, mit welchem Projekt sie sich gerade beschäftigt und warum sie gerne in der Lehre arbeitet.

Seit wann sind Sie an der Alanus Hochschule? Und was sind Ihre Aufgaben?

Seit Februar 2020 bin ich Teil des Teams im Bachelorstudiengang Kunsttherapie-Sozialkunst. Als Professorin für Kunsttherapie und stellvertretende Studiengangsleitung gestalte ich viele Unterrichtsinhalte mit. Der Schwerpunkt meiner Lehre liegt in den Theorie-Praxis-Seminaren zu Grundlagen und Methoden der Kunsttherapie (im Malen und Plastizieren), zu Diagnostik und Praxis (Praktikumsmodule, Supervision). Vor kurzem habe ich zusätzlich das Amt der Dekanin im Fachbereich Künstlerische Therapien und Therapiewissenschaften übernommen und freue mich, auf dieser Ebene den Fachbereich mitgestalten und mein Fachwissen zur Verfügung stellen zu können. Auch auf Hochschulebene darf ich die lebendigen Veränderungs-Prozesse in verschiedenen Funktionen mitbegleiten.

Wie sind Sie an die Hochschule gekommen?

Rückblickend kann ich sagen, dass ich schon immer gerne gelehrt und Wissen weitergegeben habe. Als ich als Vorschulkind die Zahlen lernte und einfache Plus-Minus-Rechnungen aufstellen konnte, war ich so fasziniert davon, dass ich diese Ziffern und Rechnungen sofort auf große Blätter geschrieben und in die Briefkästen meines Dorfes gesteckt habe. Ich war der Meinung, dass diese „unglaubliche Erkenntnis“ mit allen geteilt werden sollte. Mein Berufswunsch der Kunsttherapie entstand ebenfalls sehr früh, noch während der Schulzeit und aus dem Bedürfnis heraus, mein künstlerisches, pädagogisches, psychologisches und medizinisches Interesse zu bündeln und mit meiner Liebe zum Menschlichen, Sozialen und zur Natur zu vereinen. Auch damals war mir die Verbindung von Theorie und Praxis sehr wichtig. Nach meinem Studium der Kunsttherapie und Pädagogik an der FH Ottersberg, während dem ich meine erste Tochter bekam, war ich in eigener Praxis tätig, bin früh in die Lehre eingestiegen, habe Psychologie in Bremen studiert und an dem dortigen Klinikum viele Jahre als Dipl.-Kunsttherapeutin und psychosoziale Fachkraft gearbeitet. Mein Schwerpunkt dort war Kinderonkologie, Palliativ Care und Psychosomatik. Da die Einbeziehung des Familiensystems in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unerlässlich war und mich Teamprozesse sehr interessiert haben, absolvierte ich eine Weiterbildung in systemischer Therapie und Beratung in Heidelberg. Die systemische Arbeit hat mich seitdem geprägt, beruflich wie persönlich. Sie ist eine hervorragende Ergänzung zur Kunsttherapie, weil sie ebenfalls mit Kreativität, das heißt mit dem Generieren neuer Fähigkeiten und Perspektiven und vor allem mit Selbstwirksamkeit zu tun hat.

Nach vielen Jahren der Praxis und Lehre habe ich an der Alanus Hochschule einen Ort gefunden, an dem ich meinen Erfahrungsschatz gut einbringen kann und selber das Gefühl habe, jeden Tag mehr Wissen zu erwerben. Diesen Aspekt lebenslangen und lebendigen Lernens schätze ich sehr. Er ist auch prägend im Teilzeit BA Kunsttherapie-Sozialkunst.

Die Alanus Hochschule erlebe ich als einen ganz besonderen Ort, mit seiner Geschichte, den unterschiedlichen Fachbereichen und der Grundlage von ganzheitlichem Denken und nachhaltigem Handeln.

Woran arbeiten und forschen Sie gerade?

Da ich kurz vor der Pandemie an die Alanus Hochschule gekommen bin, habe ich die Herausforderungen dieser für uns alle neuen Situation unmittelbar erlebt und das enorme Gestaltungspotential in dieser Krise erkannt. Im Teilzeit-Bachelorstudiengang Kunsttherapie-Sozialkunst haben wir im Team ein Online-Projekt zur Unterstützung unserer Studierenden während des Lockdowns entwickelt –  mit künstlerischen Mitteln. Daraus entstanden studentische, thematisch unterschiedliche Gruppen, die sozialkünstlerisch-kunsttherapeutische Online-Vermittlungskompetenzen erwarben, um das Stärkende und Verbindende der Kunst einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dieses a.l.s o.b-Projekt hatte eine unmittelbar erlebbare positive Wirkung, so dass wir daraus eine dreiteilige Studie entwickelten, die während des zweiten Lockdowns stattfand. Wir konnten dieses Forschungsprojekt im vergangenen Jahr abschließen, es wird in Kürze veröffentlicht. Gerade werden wir mit unserem Online-Projekt international, was sowohl in praktischer als auch in wissenschaftlicher Hinsicht interessant und zukunftsweisend ist. Das nächste große Projekt wird die Forschung innerhalb der anthroposophischen Kunsttherapie sein, weil es hier viele wertvolle Ansätze gibt, die auf eine wissenschaftliche Fundierung warten und im Kontext anderer kunsttherapeutischer Ansätze beleuchtet werden sollten, um ihr volles Potential zu entwickeln. Das ist ein zentrales Thema, auch in Bezug auf Forschungsprojekte: alleine geht es nicht, weder im Wissenschaftlichen noch im Kontext erfolgreicher Projekte und Veränderungsprozesse.

Was macht eigentlich: Eva Paul?