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Fünf Fragen an Benedikt Stahl

Als Architekt und Professor ist Benedikt Stahl Experte für Stadtplanung. Derzeit berät er die Stadt Bonn bei der Neugestaltung der Rheinpromenade. Im Interview erzählt er über die Herausforderungen des Großprojekts, Wünsche der Bonner Bürgerinnen und Bürger sowie die Ideen von Alanus-Studierenden.

1. Die Rheinpromenade in Bonn soll neu gestaltet werden: Anfang des Jahres wurde ein Wettbewerb mit Architekten und Verkehrsplanern gestartet. Warum muss das Rheinufer neu gestaltet werden?

Das Bonner Rheinufer ist schlicht und einfach „in die Jahre gekommen“ und wirkt unaufgeräumt, vernachlässigt und ist heute wenig einladend. Der Charakter einer zugeparkten Autostraße ist an vielen Stellen noch sehr prägend für diesen wertvollen Berührungsraum von Stadt und Fluss. Inzwischen haben viel Städte am Rhein und auch an anderen großen Strömen die Chance erkannt und genutzt, daraus wieder etwas sehr attraktives, lebendiges und schönes zu machen. Nach mehreren früheren Anläufen gelingt das hoffentlich nun auch in Bonn. Der eigentliche Wettbewerb startet im Verlauf des Frühjahres 2021. Jetzt befindet sich die Stadtverwaltung in einer Vorbereitungsphase und ist damit beschäftigt, alle möglichen Vorinformationen, Erfahrungen anderer Städte, Meinungen der Bürger und den Rat von Experten einzuholen. Auf dieser Basis startet dann der Wettbewerb.

2. Als Architekt und Professor bist du Experte für Stadtplanung. Was ist deine Rolle in diesem Projekt? Und welche Herausforderungen und Chancen siehst du?

Ich berate die Stadt Bonn im Vorfeld des Projekts. Dabei fließt natürlich meine Berufspraxis als Architekt und Hochschullehrer ein. Zum einen lassen sich Teile der Bonner Gestaltungsaufgaben mit dem Projekt der Neugestaltung der Düsseldorfer Rheinpromenade vergleichen, die wir mit unserem Atelier vor etwa 25 Jahren geplant haben. Zum anderen spielen natürlich auch Eindrücke und Ideen von Studentenprojekten, die ich an der Alanus Hochschule betreut habe, eine Rolle. Insbesondere die wiederholte Auseinandersetzung mit diesem Thema und das genaue Hinsehen und Wahrnehmen verdichtet die Erfahrungen, die ich gerne in Bonn einbringe.

Die Herausforderungen sind sehr vielfältig. Vor allem wird es darauf ankommen, eine große und für das Bonner Rheinufer charakteristische Linie zu finden. Bei so vielen verschiedenen Interessengruppen wie Radfahrern, Fußgängern, Touristen, Flaneuren, Anwohnern, Gastronomen, spielenden jungen und alten Kindern und vielen mehr wird es sehr schwierig, beinahe vielleicht unmöglich, allen gleichermaßen gerecht zu werden, wenn das kein völlig überladener Ort werden soll. Dann kann man es besser so lassen, wie es ist.  

3. Architektur-Studierende der Alanus haben sich im Rahmen ihres Studiums auch schon intensiv mit dem Bonner Rheinufer auseinandergesetzt. Wie wichtig sind solche Praxis-Projekte für angehende Architektinnen und Architekten?

In unserem Atelierhaus an der Hochschule sind schon eine Menge schöner Ideen geboren worden. Und wir versuchen immer wieder Projekte zu finden und zu bearbeiten, die möglichst nah an realistische Aufgaben herankommen. Da lernt man, rauszugehen, die betroffenen Menschen zu fragen, sich selber ein Bild von der Situation zu machen und in kreativen Entwurfsprozessen das zu erfinden und darzustellen, wovon man überzeugt ist.

4. Spielen die Ideen und Anregungen der Studierenden in dem Neugestaltungsprozess eine Rolle?

Direkt berücksichtigt werden solche Ideen meistens nicht. Für die Studierenden ist das auch nicht entscheidend, es geht ja vor allem um den Lernprozess und neue Erfahrungen. Allerdings haben wir zum Beispiel in Bonn eine Ausstellung mit den Studentenprojekten zum Rheinufer machen können und sind darüber mit vielen Menschen, die das Thema interessiert und die zum Teil auch aktiv an diesem Prozess mitwirken, ins Gespräch gekommen. Wer weiß, vielleicht ist da ja doch etwas von unseren Anregungen hängengeblieben… Außerdem darf ich ja auch ein bisschen dabei sein und versuche unsere Erkenntnisse zum Beispiel mit den kurzen Rheinuferfilmen in die Grundlagen des Verfahrens einzubringen.

5. Die Bonnerinnen und Bonner können sich mit Wünschen und Kritik in den Prozess der Neugestaltung einbringen: Was monieren die Menschen – und welche Ideen haben sie?

Die Bürgerinnen und Bürger haben eine Vielzahl an Ideen. Das reicht von Radschnellwegen über eine neue grüne Lenné-Promenade bis hin zu Wassertaxis mit Busparkplätzen und vielen verschiedenen Orten zum Spielen, Verweilen, Treffen, „Chillen“, Sport machen, Eis essen, Bier trinken, tanzen, musizieren und und und… Für die Planer wird das nicht einfach. Was den Menschen aber immer wieder fehlt, sind attraktiv gestaltete und gut auffindbare Verbindungswege zwischen Rhein und Stadt. Ich hoffe, dass auch das eine wichtige Rolle in den Entwürfen einnimmt.

Fünf Fragen an Benedikt Stahl