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Places and Spaces – Palästina

Eine künstlerische Reise mit Intervention im öffentlichen Raum im Westjordanland/Palästina

Mai 2017 (gefördert von Erasmus PLUS)


Unter dem Titel Places and Spaces fanden bereits Kunstaktionen in Krakau (Polen 2015, in Zusammenarbeit mit der Kunstakademie Krakau und Prof. Zbigniew Bajek) und in Stellenbosch (Südafrika 2015, in Kooperation mit dem Visual Art Department der Stellenbosch Uni) statt.

Diesmal ging es mit Places and Spaces in den arabischen Raum. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Fine Arts Department der Al Quds Universität Abu Dis reiste Professorin Dr. Ulrika Eller-Rüter vom 30. April bis 10. Mai 2017 gemeinsam mit fünf Kunststudentinnen der Alanus Hochschule nach Abu Dis, Palästina.

Individuelle Einblicke in den Hort eines tief verwurzelten Konflikts vermischen sich mit den eigenen künstlerischen Methoden und Gedanken.

Das Ankommen in der fremden Stadt...

Neugierig und aufmerksam begegnete die Gruppe den verschiedenen kulturellen Facetten Palästinas. In Abu Dis, einem Ort der überwiegend von Menschen mit muslimischem Glauben bewohnt ist, lag auch ihre Unterkunft.

Umringt von einer kargen Landschaft und übersät mit Müll waren die Flächen einer Stadt, in der eine Mischung aus Resignation, revolutionärer Haltung und Verlassenheit in der Luft lagen; eine Stadt, deren Architektur immer gleich aussehende, mehrstöckige Sandsteinhäuser mit immer gleich aussehenden, akkurat platzierten Wasserkanistern auf den Dächern zeigte. Immer wieder und überall hörte man Hunde bellen, Hähne krähen, den Lärm der Autos und in regelmäßigen Abständen, über alles hinweg, den Gebetsgesang.

Einen deutlichen Gegensatz hierzu stellte der Campus der Al Quds Universität dar. Wie eine eigene kleine Stadt erstreckt sich das großzügige Gelände, auf dem rund 15.000 Student*innen aus allen Orten Palästinas den Großteil ihres Alltags verbringen. Die Fakultät der Bildendenden Kunst ist mit 50 Studierenden die kleinste der Universität.

Dort angekommen trafen nun erstmals die Kunststudent*innen aus Bonn und Abu Dis aufeinander. Prof. Dr. Ulrika Eller-Rüter leitete ein gemeinsames Kolloquium zum Thema Places and Spaces – Kunst im öffentlichen Raum und besuchte mit den Studentinnen der Alanus Hochschule eine Ausstellung der Studierenden vor Ort.

Man tauschte sich aus über die verschiedenen Möglichkeiten des künstlerischen Schaffens, Lernens und Lehrens sowie über die Positionen, die man als Künstler*in einnehmen kann.
Es folgte ein gemeinsamer Ausflug nach Bethlehem mit selbstinitiierter künstlerischer Intervention der Student:innen an der von Israel gebauten Mauer.
 

Das eigene Thema finden und weiterentwickeln...

In den folgenden Tagen begaben sich die Studentinnen aus Bonn auf eine künstlerische Untersuchungs- und Wahrnehmungsreise in der Umgebung. Die kulturellen, politischen und religiösen Aspekte, die Landschaft, die Architektur sowie alles sinnlich Sichtbare und Erlebbare konnte in ihre ortsbezogene Arbeit einfließen.

Mit offenen Augen und zusätzlichem ortsspezifischen Input von Prof. Dr. Eller-Rüter erkundete die Gruppe die heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem. Geschichte, Politik und drei monotheistische Religionen prallen an diesen Orten immer wieder aufeinander und beeinflussen den Alltag der Menschen.

Die Exkursionen ans Tote Meer und nach Haifa zeigten weitere deutliche Kontraste: Das Tote Meer, das als tiefste Zone der Erde weit unter dem Meeresspiegel liegt, und Haifa eine blühende Stadt am Mittelmeer, die eine kulturelle Vielfalt und Offenheit verspricht. Bei allen Ausflügen blieben die Künstlerinnen immer im Dialog mit ihrem eigenem Werk, ihrer individuellen Arbeit. Sie sammelten, verwarfen, entwickelten weiter und ließen alles, was sie umgab, auf sich wirken.

Wie auch schon bei den vorherigen Kunstaktionen in Polen und Südafrika, wurde eine Abschlussausstellung vor Ort organisiert, in der die Ergebnisse der künstlerischen Arbeiten ausgestellt wurden:

Am 08. Mai 2017 präsentierten sieben Künstlerinnen ihre ortsbezogenen Arbeiten im Gefängnismuseum der Al Quds Universität in Abu Dis. Die Künstlerinnen wählten ihre Ausdrucksform selbst, am Ende waren die Medien Zeichnung, Grafik, Performance, Video, Installation und Fotografie vertreten.

Thematische Schwerpunkte waren:
Gesellschaft und Konstruktion, Rhythmus als Zeichen für Ebenbürtigkeit und Identität, Vermessung der Orte, Markierung von Sicherheit und das Verbinden mit dem Grund, Portraits der Stadt Abu Dis und die „Grüne Linie“ als Grenzbereich zwischen den Absolutheitsansprüchen der Religionen und die Umcodierung von Lessings „Ringparabel“ aus Künstlersicht. Die Arbeiten standen dabei in Wechselwirkung zu den bereits vorhandenen Exponaten der Präsenzausstellung des Gefängnismuseums. Die Ausstellung wurde u.a. besucht von Professoren, Dozenten und Studierenden der Al Quds Universität. Die Reaktionen auf die freien und experimentellen Arbeiten der Bonner Künstlerinnen - die weniger als dort üblich an Konventionen anknüpften - waren insgesamt offen und positiv.


Mit der Rückkehr nach Deutschland und den gesammelten Eindrücken im Gepäck, wird die künstlerische Arbeit fortgesetzt und erweitert. In Planung ist eine Ausstellung, in der die Ergebnisse von Places and Spaces - Palästina auch hier präsentiert werden.

Marie-Luise Meister, 24.05.2017


In Abu Dis waren:
Prof. Dr. Ulrika Eller-Rüter, Nina Chubinishvili, Julia Glatzel, Katharina Haupt, Marie-Luise Meister, Anna Thielmann, Birgit Wenninghoff (Künstlerische Mitarbeiterin)