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Evaluation der Hofschule Gaisberg

Besondere Lernformen für bilddenkende Kinder 

An der Hofschule Gaisberg, oberhalb von Salzburg gelegen, wurden bis Ende 2012 über den Zeitraum von 6 Jahren 25 sog. bilddenkende Kinder und Jugendliche von einem Team engagierter Pädagogen unterrichtet. Dabei sollte erstmals in der Praxis erforscht werden, wie und unter welchen Bedingungen diese Kinder im Unterschied zu den sprachdenkenden lernen und ihre besonderen Begabungen entfalten können. Verantwortlich für die Praxisforschung und die Schulleitung war Michael Harslem. Als Vorstand der Akademie für Entwicklungsbegleitung von Menschen und Organisationen e.V. hat er Dr. Jürgen Peters und Prof. Dr. Dirk Randoll beauftragt, die Arbeit der Hofschule Gaisberg zu evaluieren.

Dabei geht es sowohl um die Frage, was die Besonderheiten dieser bilddenkenden Kinder sind und welche schulischen Fördermaßnahmen sich für sie als besonders förderlich herausgestellt haben. Bilddenkende zeichnen sich dadurch aus, dass sie Gedanken bildhaft und nicht über die Sprache verknüpfen und eine überdurchschnittliche Intelligenz aufweisen, Jedoch können sie die Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens im normalen schulischen Kontext nur erschwert erlernen. Oft werden sie vielfachen Tests und Therapien unterzogen. Häufig werden diese Kinder in Förderschulen betreut, in denen ihre Stärken jedoch kaum zum Tragen kommen. So sind viele der betroffenen Kinder traumatisiert. Das Phänomen tritt bei mindestens 4% der Gesamtbevölkerung auf und wird auf eine genetische Ursache zurückgeführt. Neuere Untersuchungen der Universität Hamburg lassen vermuten, dass der Anteil noch wesentlich höher liegt.

Die besonderen Eigenschaften der bilddenkenden Kinder kommen dadurch zustande, dass sie eher darauf angelegt sind, Prozesse der Kreativität und Problemlösung zu verarbeiten und dabei die Dinge in ihre vielfältigen Zusammenhänge zu stellen – das Gegenteil eines analytischen Denkens also. Das führt dazu, dass bilddenkende Menschen ihre Umwelt holistisch wahrnehmen und primär in Bildern denken. Anschaulich wird das zum Beispiel beim Thema Lesen: Bilddenkende lesen nicht die Buchstaben, sie betrachten vielmehr die Wörter als Bilder. Wenn sie Buchstaben lesen müssen, entsteht Verwirrung, weil z.B. der Buchstabe „d“ bei bildhaft-umkreisender Betrachtung je nach Blickrichtung als „b“, „p“ oder „q“ gesehen wird. Für das Wort „der“ ergeben sich dadurch für den bilddenkenden Menschen unendlich viele Möglichkeiten des Lesens, wie z.B. erd – edr – ber – bre – erb – reb etc.

 

Weitere Informationen:

Der ausführliche Bericht kann unter dem Kontaktformular angefordert werden.
Hofschule Gaisberg

 

Projektleitung:

Dr. Jürgen Peters und Prof. Dr. Dirk Randoll

Prof. Dr. André Zimpel und Dr. Alfred Röhm setzen die Forschungen zurzeit an der Universität Hamburg durch experimentelle Methoden fort. Hierbei werden unter anderem Diagnosemethoden erprobt und die besonderen Zugänge von Bilddenkenden zum  Schreiberwerb untersucht. Eine Publikation über die aktuellen Ergebnisse ist in Vorbereitung.