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Eine Uni – ein Buch: »Resonanz«

Dass Bücher im Leben einer Hochschule eine wichtige Rolle spielen, ist nichts Ungewöhnliches. Wenn sich allerdings alle Bereiche und Ebenen, künstlerische und wissenschaftliche Studiengänge, Studierende, Dozierende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ein Jahr lang intensiv mit einem bestimmten Buch beschäftigen, dann steckt mehr dahinter.

Die Alanus Hochschule beteiligt sich 2020/21 am Projekt „Eine Uni – ein Buch“. Für ihr Konzept wurde sie vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und von der Klaus Tschira Stiftung prämiert – und wird als eine von zehn Hochschulen in Deutschland gefördert. Im Mittelpunkt steht das Werk des Soziologen Hartmut Rosa: „Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehung“.  

Die Alanus Hochschule möchte durch die Auseinandersetzung mit Rosas vielseitigem Werk das Resonanzpotential der Hochschulgemeinschaft ins Bewusstsein rufen, entfalten und in die Gesellschaft tragen. Das geschieht in Lesekreisen, Workshops, Ringvorlesungen, Lehrveranstaltungen, künstlerischen Transformationen, Ausstellungen, inter- und transdisziplinären Projekten sowie weiteren Aktionen der Studierenden und Mitarbeitenden.

Die Corona-Pandemie ließ bisher v.a. allem digitale Formate zu. Nach zwei intensiven Auftaktveranstaltungen im Juni 2020 bestand ein erster Höhepunkt in der Ringvorlesung "Resonanzen im Rahmen von Kunst und Therapie", die im Herbst und Winter 2020 stattfand. Besonders gründlich konnten sich die Studierenden mit dem Buch und dem Thema der Resonanz auseinandersetzen. Im nun schon vierten Semester werden mehrere  Lehrveranstaltungen dazu angeboten, die verschiedene Perspektiven und Zugänge eröffnen.

Nach den vielen digitalen Treffen war es für die Hochschulgemeinschaft ein besonderes Ereignis, das Hochschulgespräch im Herbst 2021 zum Thema "Begegnung" mit vielfältigen Workshops und Resonanz-Übungen vor Ort durchführen zu können. Das Potential dessen, was Rosa in seinem Buch beschreibt, konnte hier besonders deutlich zum Vorschein kommen.

Verantwortliche: Prof. Dr. Thomas Schmaus, Bianka Mieskes, Prof. Willem-Jan Beeren

Überblick zum Projekt

Wenn Beziehungen uns betreffen und berühren, eine Landschaft oder ein Kunstwerk uns anspricht, wenn bei einer Begegnung der Funke überspringt – dann spricht der Soziologie Hartmut Rosa von „Resonanz“. In seinem gleichnamigen Buch entfaltet er vielseitig und vielschichtig die These, dass solche Erfahrungen, bei denen die Welt antwortet und gewissermaßen ins Schwingen kommt, entscheidend dafür sind, ein gutes Leben zu führen. Wir alle suchen, so die Diagnose des Autors, nach Resonanz.

Dem gegenüber steht allerdings die gegenteilige Erfahrung der Entfremdung. Die gängigen „Resonanzachsen“ wie Familie, Freundschaft und Politik oder Arbeit, Schule, Sport, Religion, Natur, Kunst und Geschichte scheinen zunehmend zu verstummen. Wir leben in einer Zeit, die vielfach durch Wettbewerb, Konkurrenz und Beschleu¬nigung gekennzeichnet ist. Und eine große Herausforderung der sozialen Distanzierung in der Corona-Krise besteht darin, die „Resonanzdrähte“ zur Welt nun nicht zu kappen. Für die heutige wie für die künftige Gesellschaft ist es von besonderer Bedeutung, mehr Resonanzräume zu schaffen: Strukturen, die zu Resonanzerfahrungen einladen, sie ermöglichen und befördern – im Wissen allerdings auch, dass diese Erfahrungen der Machbarkeit entzogen sind.

Eine solche Aufgabe scheint wie geschaffen für eine Kunsthochschule, die zudem alternative soziale, pädagogische, therapeutische und ökonomische Modelle mitgestaltet. Die Alanus Hochschule möchte daher die Förderung in Höhe von 10.000 Euro nutzen, um ihr Resonanzpotential zu vertiefen.

Hartmut Rosas „Resonanz“ ist ein Buch, das uns verbindet. Dieses Leitmotiv wird 2020/21 die verschiedenen Veranstaltungen und Maßnahmen durchziehen, die wir planen. Es geht dabei zum einen um Beziehungen über den gemeinsamen Lesestoff, von dem wir uns als Hochschulgemeinschaft inspirieren lassen, mit dem wir uns aber auch kritisch auseinandersetzen möchten. Wir wollen aus unseren verschiedenen Perspektiven darüber in einen Austausch kommen und individuell wie kollektiv, fachspezifisch wie inter- und transdisziplinär daran anknüpfen. Damit verbinden wir zum zweiten nicht nur das Ziel, uns über das Phänomen der Resonanz zu verständigen, sondern selbst resonante Erfahrungen zu machen. Da diese nicht hergestellt werden können, sondern im Letzten unverfügbar sind, geht es allerdings nicht darum, eine resonante Hochschule ›herzustellen‹, sondern – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – Räume zu schaffen und zu pflegen, in denen wir so miteinander in Kontakt kommen, dass resonante Verbindungen möglich werden. Das impliziert aber auch, Tendenzen der Entfremdung zu entdecken und zu erörtern, um sie auflösen zu können.

Wegen der Unverfügbarkeit von Resonanz finden sich neben bereits klar konturierten Formaten bewusst auch solche, die noch offen gehalten sind und mit einer Ausschreibung verbunden werden. Wir sind der Überzeugung, dass die Beschäftigung mit dem Buch Möglichkeiten eröffnen wird, die bisher noch nicht angedacht sind. Dass diese auch im Laufe des Projekts noch ergriffen werden können, ist uns ein wichtiges Anliegen. Die bereits feststehenden Formate wurden in einem offenen Prozess entwickelt, der mit einem Call for Ideas im Herbst 2019 einherging. Sie wurden nicht vorgegeben, sondern haben sich – wie die Ziele dieses Projekts – aus den Anregungen der Hochschulgemeinschaft ergeben.