EN
Studienbereiche
Architektur studieren
Eurythmie studieren
Kunst studieren
Kunsttherapie studieren
Pädagogik studieren
Philosophie studieren
Schauspiel studieren
Wirtschaft studieren

„Ich werde Waldorfklassenlehrerin!“

Risma Risma – eine junge Frau von den Molukken im Masterstudium Waldorfpädagogik an der Alanus Hochschule in Mannheim

Als Risma Risma mit Anfang zwanzig ihr Lehramtsstudium an der Universität Pattimura auf Ambon, einer Insel der indonesischen Molukken, begann, lebte sie mit zehn weiteren Kindern bei ihrer Großmutter. „Sie hat mich immer wieder, sehr hartnäckig, darauf hingewiesen, dass Bildung wichtig ist und dass ich studieren soll, da ich doch so klug sei“, erinnert sich Risma. Diese frühe Ermutigung wurde prägend – und war der erste Schritt auf einem Weg, der sie bis nach Mannheim führte.

Zunächst war Risma vor allem eines wichtig: finanzielle Sicherheit. Vor ihrem Studium „Deutsche Sprache als Fremdsprache mit dem Schwerpunkt interkulturelle Landeskunde“ arbeitete sie als Verkäuferin. Ihr Bachelorstudium, dass sie in nur dreieinhalb Jahren – statt der regulären fünf – abschloss, finanzierte sie sich durch Jobs als Nachhilfelehrerin und einem Begabtenstipendium. Und schon während dieser Zeit wuchs der Wunsch, Deutschland nicht nur aus der Ferne kennenzulernen, sondern dort zu leben und weiterzulernen.

Ein Au-pair-Aufenthalt in Altlußheim ebnete den Weg: „Ich wurde von meiner Gastmutter immer wieder gefragt, was meine Pläne sind“, erzählt Risma. Klar war: Sie wollte Lehrerin werden und in Deutschland bleiben. Nach dem Au-pair-Jahr folgte ein Bundesfreiwilligendienst, organisiert durch die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners. In dieser Zeit kam Risma erstmals mit der Waldorfpädagogik in Berührung – und war sofort fasziniert. Das Verständnis des Menschen, die Verbindung von kognitiven, künstlerischen und praktischen Lerninhalten – all das entsprach ihrem eigenen Bildungsanspruch.

In einem Seminar lernte sie Thomas Freiwald kennen, der sie nachhaltig ermutigte, den Weg in ein waldorfpädagogisches Masterstudium einzuschlagen. „Ich habe immer nach dem Prinzip gehandelt, dass ich mir viele Optionen eröffne, indem ich zuerst umfassend recherchiere und dann mich breit bewerbe“, sagt Risma. So bewarb sie sich gleich bei mehreren Hochschulen für ein Waldorfpädagogik-Studium und erhielt auch Zusagen von mehreren – aber ihr Herz entschied sich für das zur Alanus Hochschule gehörende Studienzentrum Mannheim. Wie sie das Studium finanzieren sollte, war zu diesem Zeitpunkt unklar. Anders als sonst gelang es ihr nicht, parallel mehrere Förderoptionen vorzubereiten – ein Hindernisparcours, den viele internationale Studierende kennen. Das BAföG-Verfahren gestaltete sich langwierig und komplex. Nach Monaten ohne positive Nachricht wurde es finanziell immer schwieriger. „Das war eine Zeit des ständigen Abwartens“, erinnert sie sich. Dennoch kam ihr nie der Gedanke, ihr Studium abzubrechen. Mit Pragmatismus, Nebenjobs und einer gehörigen Portion Zuversicht hielt sie sich über Wasser. Schließlich wandte sich Risma an Menschen in der Hochschule, von denen sie sich Rat und Unterstützung erhoffte. Ihre Professorin Ulrike Barth empfahl ihr, sich für das so genannte STIBET-Stipendium, das von der DAAD Nationalen Agentur für den Deutschen Akademischen Auslandsdienst gefördert wird, zu bewerben. Mit einem Referenzschreiben der Professorin und Unterstützung durch das hochschuleigene International Office bewarb sich Risma und erhielt die Zusage zum Teilstipendium.

„Ganz ohne Jobs geht es trotzdem nicht“, erzählt sie. Zeit für Aktivitäten außerhalb des Studiums bleibt wenig. Selbst den telefonischen Kontakt in die Heimat hält Risma mit kreativen Lösungen: „Mit einer Handyhalterung am Fahrrad klappt das ganz gut.“ Der Austausch mit Freund:innen und ehemaligen Studienkolleg:innen in Indonesien ist für sie sehr wichtig. Dort sorgt ihre Begeisterung für die Waldorfpädagogik regelmäßig für Erstaunen – etwa wenn sie erzählt, dass Schule auch ohne Noten funktionieren kann. 

Auch im Unterricht möchte sie Brücken zwischen den Kulturen schlagen. In zwei Schulpraktika brachte sie Elemente ihrer Heimat ein: Molukkische Legenden in einer ersten Klasse, die traditionelle Bauweise der molukkischen Häuser in einer dritten Klasse während der Hausbauepoche. „So wie ich mich für die deutsche Kultur interessiere, gehe ich davon aus, dass auch meine Heimatkultur hier relevant ist.“

Aktuell organisiert Risma einen Workshop mit Studierenden der Alanus Hochschule, in dem traditionelle Spiele und Tänze in typischen Gewändern vorgestellt werden. Die Beschaffung der Kleidung war nicht einfach: Indonesien umfasst Tausende Inseln, jede mit ihrer eigenen Kultur. In der indonesischen Botschaft in Frankfurt fand sie schließlich einige geeignete Trachten.

Behördliche Anforderungen, finanzielle Engpässe – all das gehört für sie zum Alltag. Sprachliche Barrieren hingegen empfindet sie kaum. „Lehrerin zu sein, ist mein Traum, ich liebe es einfach zu unterrichten“, sagt Risma. Dass sie dabei gelegentlich Lehrerkolleg:innen die korrekte deutsche Aussprache erklärt, nimmt sie mit Humor. „Gerade im Schwäbischen war das manchmal lustig“, erzählt sie lachend.

Rismas Lebensweg beeindruckt nicht nur durch die Konsequenz, mit der sie ihre Ziele verfolgt, sondern auch durch die Haltung, die dahintersteht: dass Bildung ein Schlüssel ist – für individuelle Entfaltung, für Verständigung zwischen Kulturen, für gesellschaftliche Teilhabe. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, sagt Risma. Doch dass zu diesem Weg viel Mut, Ausdauer und Optimismus gehören, wird im Gespräch mit ihr spürbar.

Ihr Beispiel zeigt, wie stark biografische Prägungen und innere Überzeugungen wirken können – und dass es manchmal nur eine Ermutigung braucht, um Großes in Bewegung zu setzen.

 

Das Interview mit Risma Risma wurde führte Sarah Nobel, Referentin für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit im Studienzentrum Mannheim, am 26. Juni 2025.