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Wirtschaft neu zeichnen – Alanus Hochschule goes Documenta!

Was machen BWLer auf der Documenta? Und was hat das mit Nachhaltigkeit, Gemeinwohl und Gemeingütern – den Commons zu tun? Antworten darauf suchten BWL-Studierende der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft am Wochenende, 10. und 11. September 2022, auf der Documenta fifteen.

„Wir wissen, dass Wirtschaften nicht nur Profit orientiert sein kann, um zukunftsfähig zu bleiben. Uns interessiert an der Documenta, welche Ideen es in der Kunst zum Thema nachhaltiges Wirtschaften gibt. Es geht also darum, wie sich Wirtschaft und Kunst ergänzen können. Und vom Freiraum der Kunst werden wir sicher profitieren.“, sagt Kathrin Böhm, Professorin für Kunst im Unternehmenskontext an der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn.

Gemeinschaftsorientiertes kollektives Wirtschaften stand mit dem Leitbegriff „Lumbung“ im Fokus der diesjährigen Documenta, die vom Kollektiv ruangrupa kuratiert wurde. In ihrer Heimat Indonesien bezeichnet man so eine Reisscheune, in der die überschüssige Ernte gemeinsam gelagert und verwaltet wird. Diese besondere Schnittstelle zwischen der Documenta als weltweit einflussreichster Kunstausstellung und dem Fachbereich Wirtschaft an der Alanus Hochschule, der den Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und die Synergien zwischen Wirtschaft und Kunst legt, habe den Ausschlag für die Exkursion nach Kassel gegeben, so Kathrin Böhm.

In ihrem persönlichen Reisebericht erklärt Kathrin Böhm, was das besondere an der Documenta fifteen ist und was sich hinter dem Prinzip „Lumbung“ verbirgt:

BWL goes Lumbung

Die Documenta ist eine gGmbH, eine seit 1955 gewachsene und bedeutende kulturelle und wirtschaftliche Institution, die die Künstler:innengruppe ruangrupa aus Jakarta als kuratorisches Team für die Documenta fifteen eingeladen hat. Die diesjährige Ausstellung stand unter einem wirtschaftlichen Motto, und wurde auch nach diesem ausgerichtet: Lumbung. Lumbung ist der indonesische Begriff für eine gemeinsam verwaltete Reisscheune, die nach Prinzipien der Kollektivität und Fairness verwaltet wird, sprich eine wirtschaftliche Praxis, die auf soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Dies ist ein radikal neuer Ansatz im Vergleich zu bisherigen Documenta-Ausstellungen, die gesellschaftliche Themen in erster Linie ausstellten, aber nicht unbedingt im eins-zu-eins Maßstab umsetzten.

Zentrale Fragen, die wir auch in unserem Modul „Art is not an Island“ im Bachelor-Studiengang „Wirtschaft neu denken“ behandelt haben, sind: Was bedeutet es, Lumbung im Rahmen der Institution Documenta umzusetzen? Wie kann die gemeinsam verwaltete Reisscheune in die etablierten Abläufe einer gGmbH integriert werden? Wie wird künstlerische Praxis operative Abläufe verändern? Wo sitzt und wie wirkt also Kunst im Unternehmenskontext? Dadurch war uns bereits im Mai klar, dass wir die Documenta nicht nur als Praxisbeispiel verstehen und analysieren, sondern uns auch an diesem wirtschaftlichen Experiment vor Ort beteiligen wollen.

Drawing Doulas in Kassel

Ausgerüstet mit unserem selbst produzierten „Re-drawing the Economy“ Booklet, haben wir uns als Drawing Doulas auf den Weg nach Kassel gemacht. Drawing Doulas sind Personen, die andere dabei unterstützen, ihre eigene wirtschaftliche Kompetenz und diverse Wirtschaftlichkeit zu erkennen und aufzuzeichnen. Wir haben uns für diesen Ansatz entschieden, weil viel wirtschaftliche Kompetenz, die abseits vom Markt stattfindet, weder registriert noch als erfolgreich wahrgenommen wird.

Neben der Kunst-Aktion nutzten die Studierenden den Aufenthalt in Kassel auch zum Netzwerken und setzten sich mit der aktuellen Kritik rund um die Documenta auseinander. Außerdem trafen sie dort auf Mitglieder von ruangrupa sowie andere lokale Akteure für die Kollektivität, Gemeinwohl und Wirtschaftlichkeit zentrale Begriffe sind: die Upländer Bauernmolkerei, die Kommune Niederkaufungen, Kulturzentrum Schlachthof und Frauentreff Brückenhof.

Kunst als regeneratives System

Ruangrupa selbst benutzen Zeichnen und Zeichnungen auch, um die Prinzipien des Lumbungs einem breitem Publikum* zugänglich zu machen. Bisher lief der Erlös aus dem Handel rund um die Documenta ausschließlich zurück in private Hände wie kommerzielle Galerien oder individuelle Künstler:innen. Nach Ende der Documenta war die Kunst verkauft, und das Geld verteilt. Diesmal wird aus dem gemeinsamen Gewinn eine kollektive Zukunft von Lumbung gesichert. Die Produktion und der Verkauf der Ausstellung werden benutzt, um ein regeneratives System anzustoßen, und die Ausstellung ist nicht mehr das Ende, sondern der Anfang einer künstlerischen Bewegung. Diese und viele andere Aspekte machen die diesjährige documenta zu einem wichtigen wirtschaftlichen Ereignis. Lumbung will continue.


* Die Documenta hat 1 Millionen Besucher:innen

 

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