Die Kunst der verkörperten Animation (The Art of Embodied Animation) – Filmisch-dramatherapeutische Interventionen zur Stärkung von Ressourcen und mitfühlender Distanz
Animation heißt wortwörtlich „Belebung“, von Lateinisch „Anima“ die Seele. Im filmischen Bereich ist hiermit die Belebung von unbelebten, die Vermenschlichung von Tieren, Bäumen usw. oder auch die zeichnerisch-belebte Umsetzung von Menschen gemeint. In seiner Technik bestehen Animationen aus aneinander gereihten Einzelbildern, die optisch nicht voneinander unterschieden werden können. „Animation“ ist Teil vieler Schöpfungsmythologien wie der christlichen Ursprungsgeschichte, der Genesis, wenn Gott seinem aus Erde geschaffenen, menschlichen Figur Leben einbläst: der göttliche Atem. In Sanskrit „Atman“, die Seele als unvergänglich ewige Essenz des Geistes.
Objekte zu animieren ist wichtiger Teil der Entwicklung und Bindungsfähigkeit. Das von Winnicott u.a. beschriebene Übergangsobjekt ermöglicht die Stärkung der Autonomie und leitet bindungsrelevante Vorgänge ein. Die in der Theatertherapie wirksame Flexibilisierung regt über aktive Improvisationen mit Objekten eine ästhetische Distanzierung unter gleichzeitiger Artikulation eigener Themen an. In der theatertherapeutischen Belebung unbelebter Objekte entsteht Spiellust und Beziehungsaufnahme in einem geschützten Rahmen. Filmische Techniken wie slowmotion, pause, zoom in, zoom out, replay, speed, jump cut, match cut erlauben vertiefte Erkenntnis über die Aktivierung des „neutralen Beobachters“ unter gleichzeitiger Würdigung des Geschehens. Hierin ist „Verkörperte Animation als filmisch-dramatherapeutische Intervention“ gerade für die Ressourcenstärkung und die Fähigkeit zur mitfühlenden Distanz bei Menschen mit Traumafolgestörungen, aber auch bei anderen Bindungsstörungen sehr geeignet. Bei Erkrankungen aus dem schizophrenen Spektrum ist diese Methode überwiegend kontraindiziert, da die gespielten Stimmen der Objekte als real von außen kommend und darin bedrohlich erlebt werden oder wahnverstärkend wirken könnten.
In diesem Seminar werden Interventionen vorgestellt, die sowohl im klinischen, ambulanten und psychosozialen Setting Stressreduktion, Beziehungsfähigkeit und persönliche Ressourcen achtsam und kreativ spielerisch fördern können.
Zugrunde liegen die Bindungstheorie, die psychoanalytische Theorie der Übergangsphänomene und die „Ego-State-Theory“ in Beziehung zum theatertherapeutischen Verständnis der „ästhetischen Distanz“ nach Landy. Weiter erfolgt eine Aktualisierung und Sensibilisierung hinsichtlich inter- und transkultureller Felder.
Reflexion, Selbsterfahrung und Austausch kommen in allen Seminaren zur Geltung.
Im ersten Seminar werden Übergangsobjekte hinsichtlich ihrer nachnährenden Eigenschaft und in ihrer Qualität als „Innere Helfer“ überprüft. Auch die Gefahr der Regression wird hierbei untersucht.
Im zweiten Teil der Seminarreihe wird über Storyboards eine Möglichkeit der mehr gelenkten Form der „Verkörperten Animation“ vorgestellt und erprobt. Die Bedeutung der Kontrollmöglichkeiten der Klient*innen wird hierbei in ihrem Wert und in ihrer Variabilität betrachtet sowie über Indikationen und Kontraindikationen verdeutlicht.
Im dritten Teil sind die Teilnehmer*innen eingeladen eigene Fallbeispiele aus der Praxis mitzubringen und die Methode der „Verkörperten Animation“ supervisorisch zu erfahren, zu erproben und zu reflektieren. Der Begriff der „ästhetischen Distanz“ wird in Bezug zu dem „inneren Beobachter“ besondere Beachtung finden.
April 2021
Termine
(immer montags)
12.03.2021
19.03.2021
26.03.2021
Zeit
je 17:00 – 20:30 Uhr
Material
(Auswahl) Alltagsgegenstände, Fundobjekte und Fundstücke, Knöpfe, Stoffreste, Papier, Karton (auch Reste), Tesa-Krepp, Büroklammern, Wolle, Schnur.